Die Flotte Karotte in Wattenscheid geht gern als Pionier flott voran. Vor 23 Jahren startete der Stadtwerke-Kunde mit der Idee, Bio-Lebensmittel frei Haus zu liefern. Das Unternehmen setzt seit Neuestem auch bei seiner Lieferflotte auf Nachhaltigkeit – mit Elektromobilität.
Ob der Lieferwagen fürs Foto kurz umgeparkt werden kann? Kein Problem. Christian Goerdt setzt sich selbst ans Steuer, so wie in den frühen Jahren seiner Wattenscheider Lieferfirma Flotte Karotte. Unwillkürlich erwartet man nun die üblichen Geräusche: Anlasser, Dieselnageln, Gangwahl. Stattdessen nichts als sanftes Surren. „Autos, die keinen Krach machen, find‘ ich genial“, sagt Goerdt. Vier elektrische Lieferwagen hat Flotte Karotte jetzt im Fuhrpark. Die Infrastruktur fürs Stromtanken kam als Komplettpaket: Stadtwerkedrive. Alles drin, „ich musste nur noch den Förderantrag stellen“.
»Ich war schon Öko, als das noch Spinnerei war.«
CHRISTIAN GOERDT
Inhaber Flotte Karotte
„Ich bin gerne Trendsetter“, sagt Agraringenieur Christian Goerdt. „Ich war schon öko, als das noch Spinnerei war.“ Er stellte einen Bauernhof in Essen-Steele auf Bio um, mit Erfolg. Und dann, vor 23 Jahren, machte er sich mit Bio selbstständig. Seine Geschäftsidee war wiederum der Zeit voraus: Lebensmittel-Lieferservice. Gemüse, Obst und andere Lebensmittel, alles in Bio-Qualität und möglichst aus der Region, frei Haus. In Essen, Bochum und der näheren Umgebung gehörten die grünen Lieferwagen mit der großen Möhre drauf bald zum Stadtbild. Heute werden wöchentlich 1.800 Haushalte beliefert; 2.500 zählen zum festen Kundenstamm.
2013 zog Flotte Karotte von Essen-Steele nach Wattenscheid. Auf dem Gelände der Zeche Holland entstand als Firmenzentrale ein ökologisches Holzhaus mit Geothermie und Photovoltaik: „50 Prozent unseres Stroms ernten wir vom eigenen Dach.“ Fünf Jahre später war es an der Zeit, die Lieferwagen-Flotte zu erneuern und den nächsten Schritt zu gehen: „Ich will den Betrieb ja zukunftssicher aufstellen, und dass wir in zehn Jahren noch mit Diesel ausliefern, glaube ich nicht.“ Also: Elektromobilität. Für die ökologische Flotte Karotte ohnehin sehr passend, und nun waren auch die richtigen Fahrzeuge im Angebot und hilfreiche Förderprogramme am Start.
Wegen der hauseigenen Ladestation hat Christian Goerdt sich gründlich umgesehen. „Die Stadtwerke Bochum haben uns ein super gutes Angebot gemacht.“ Sie hätten äußerst kundenorientiert alles genau berechnet, die Ladesäulen beschafft und sie in Kooperation mit örtlichen Handwerkern installiert. Christian Goerdt: „Ich fühle mich wirklich gut betreut – und das zu einem fairen Preis.“ Vier verschiedene Lieferwagentypen sind jetzt bei Flotte Karotte im Einsatz, dazu zwei Renault Zoe als Dienstwagen – und fünf E-Räder. Vier verschiedene Lieferwagen übrigens, weil noch getestet wird, welcher Typ sich am besten bewährt.
VIER VERSCHIEDENE Typen von Lieferwagen sind bei flotte Karotte im Einsatz
Nachts, wenn Lieferanten ihre Lebensmittel im Wattenscheider Kühlhaus deponieren, hängen die vier Karotten-Autos an den beiden Ladesäulen. Mit fahrzeugbezogenen Zugangskarten wird der Verbrauch überwacht. Das Backend-System der Stadtwerke bietet einen Überblick und hilft bei der Auswertung der Fahrzeugdaten. Tags machen sich die Autos mit den nach Kundenwunsch gepackten Kisten auf den Weg. Seine Mitarbeiter, sagt der Chef, waren erst skeptisch. Aber schnell zeigte sich: „Das elektrische Fahren ist sehr angenehm, leicht wie ein Autoscooter, mit irrem Drehmoment — und leise. Da hört man sogar das Scheibenwaschwasser gluckern!“
Noch ungewohnt ist, dass das Display beim Losfahren etwa 140 Kilometer Restfahrstrecke angibt – „da leuchtet bei einem Verbrenner schon bald die Reservelampe“, sagt Christian Goerdt schmunzelnd. Aber die Touren sind nicht länger als 100 Kilometer, also passt das. Und falls mal eine Umleitung die Strecke erheblich verlängert, gibt es ja auch unterwegs Säulen zum Nachladen. Wie sich die E-Mobilität im Detail rechnet, müsse man sehen, sagt der Firmenchef. Ein wichtiger Punkt sei dabei die Wartung, aber gerade da ist er optimistisch: simpler Aufbau des Antriebs, keine Ölwechsel, Bremsenverschleiß prinzipbedingt minimal.
Welches Fahrzeug bei ihm das Rennen macht, ist noch offen. Vom Prinzip E-Antrieb und von Stadtwerkedrive aber ist Pionier Goerdt überzeugt. Seine Karotten-Flotte will er daher weiter elektrifizieren.
Erschienen im Geschäftskundenmagazin ener.go