Die kalte Jahreszeit ist überstanden, die Gasspeicher füllen sich schon wieder. Was bedeutet das für die Entwicklung der Energiepreise? Und wie sollten Unternehmen in Sachen Energiebeschaffung jetzt vorgehen?
Im vergangenen Herbst blickten Unternehmen besorgt auf den nahenden Winter: Russland hatte im Februar die Ukraine überfallen und lieferte seit dem Sommer kein Gas mehr nach Deutschland. Würde es im Winter Versorgungsengpässe bei Gas und Strom geben? Müsste einigen Unternehmen vielleicht sogar das Gas abgestellt werden?
„Heute wissen wir: All das ist zum Glück nicht passiert“, sagt Barbara Pätsch, stellvertretende Leiterin Großkundenvertrieb bei den Stadtwerken Bochum. „Und dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon: Das Wetter hat mitgespielt, der Winter war sehr mild.“
stellvertretende Leiterin Großkundenvertrieb
Stadtwerke Bochum
Unternehmen und Privathaushalte hätten aber auch viel Gas gespart, selbst temperaturbereinigt waren die Verbräuche deutlich geringer als in den Vorjahren, so Barbara Pätsch weiter. „Dazu kommt, dass unsere Partner, vor allem Norwegen und die Niederlande, deutlich mehr Gas nach Deutschland geliefert haben.“ Und im Dezember ist dann in Wilhelmshaven das erste Flüssiggas-Terminal in Betrieb gegangen. Deutschland ist nun nicht mehr allein auf leitungsgebundene Gaslieferungen angewiesen.
Die Mangellage ist also ausgeblieben. Nicht zu verhindern jedoch war ein deutlicher Anstieg der Energiepreise. „Denn die Preise wurden nicht bestimmt durch die tatsächlich verfügbaren Mengen, sondern mehr durch die Erwartungshaltung“, erläutert Energie-Fachfrau Pätsch. „Das Jahr 2022 war bestimmt von Angst. Und Angst treibt die Preise.“
Von den Sorgen der Bochumer Unternehmen angesichts der Preisentwicklung hat Barbara Pätsch in vielen persönlichen Gesprächen erfahren. „Wobei die meisten Geschäftskunden die extremen Preisspitzen im vergangenen Sommer und Herbst aber glücklicherweise gar nicht gespürt haben, weil sie langfristige Verträge mit festen Konditionen mit uns hatten, und an die haben wir uns gehalten.“
Und allen Kunden, die im Herbst 2022 neue Verträge für Strom oder Gas benötigten, rieten die Stadtwerke Bochum zu sogenannten Spotmarktverträgen. Damit haben Unternehmen die Möglichkeit, die benötigten Energiemengen zu aktuellen Tagespreisen zu beziehen und so immer preislich nah am Markt zu sein. „Dieses Preismodell setzt sich immer mehr durch“, berichtet Barbara Pätsch. „Denn was viele nicht wissen: Zuletzt war der Durchschnitt der Spotmarktpreise für das laufende Jahr deutlich niedriger als der Preis, den man am Terminmarkt kurz vor Ende 2022 erzielen konnte.“ Die Entscheidung für Spotmarktverträge hat sich für die Unternehmen daher in barer Münze ausgezahlt.
Verglichen mit den Befürchtungen, die nach Ausbruch des Ukraine-Krieges herrschten, ist es für die Bochumer Wirtschaft insgesamt vergleichsweise glimpflich ausgegangen: „Ich weiß glücklicherweise von keinem Unternehmenskunden, der aufgrund der höheren Energiepreise den Markt verlassen hätte“, so Barbara Pätsch. „Und das ist wirklich eine gute Nachricht.“
Wie wird sich die Situation auf den Energiemärkten in den nächsten Monaten weiter entwickeln? Barbara Pätsch runzelt die Stirn: „Diese Frage kann Ihnen im Moment leider wirklich niemand beantworten.“ Zu viele unwägbare Faktoren spielten da eine Rolle. Statt der Angst des vergangenen Jahres bestimmt aktuell eher das Abwarten die Märkte – deshalb hätten die Strom- und Gaspreise in den letzten Wochen auch eher Seitwärtsbewegungen vollzogen. Sie bewegten sich mehr oder weniger auf dem tiefsten Stand der letzten zwölf Monate. Wohin sie in der zweiten Jahreshälfte tendieren werden? Unklar.
Und was rät die Expertin all jenen Unternehmen, die jetzt beim Thema Energiebeschaffung eine Entscheidung fällen wollen oder müssen? „Die Energiepreisbremse hat die Risikowahrnehmung verändert. Einige Kunden sagen sich: Nach oben sind die Preise jetzt begrenzt. Aber vielleicht fallen die Preise ja weiter, möglicherweise deutlich unter die festgelegten Obergrenzen – warum also nicht einfach abwarten?“.
Allen Kunden, die für ihr Geschäft Planungssicherheit brauchen, rät Barbara Pätsch von diesem Vorgehen ab: „Hier ist meine ganz klare Empfehlung: Jetzt abschließen und nicht bis Herbst oder Winter warten!“
Ob Tagespreis oder Festpreis für ein oder zwei Jahre: Welches Modell für welches Unternehmen das richtige ist, erörtern Barbara Pätsch und ihre Kollegen gerne im persönlichen Gespräch. Sprechen Sie als Kunde der Stadtwerke Bochum einfach Ihren Geschäftskundenbetreuer an!