• Roboter auf Rädern
    Innovationen für die Logistikbranche

Roboter auf Rädern

Nordrhein-Westfalen ist die Logistik-Drehscheibe Europas: Waren für den Weltmarkt passieren seine Binnenhäfen, Güterbahnhöfe und Autobahnen. Vor allem im Mittleren Ruhrgebiet haben die Logistiker große Pläne. Ein Blick auf eine Branche im Umbruch.

Mit einem Klick zum Wunschartikel und schon klingelt es an der Tür – neun von zehn Internetnutzern in Deutschland bestellen regelmäßig online und erhalten ihre Bestellung immer schneller, oft schon am nächsten Tag. Mit dem Boom des Onlinehandels – im vergangenen Jahr wuchs er um elf Prozent – steht die Logistikbranche vor immer neuen Herausforderungen. 4,3 Millionen Pakete liefert allein DHL im Schnitt täglich aus. Dazu kommen Waren- und Materiallieferungen für den Einzelhandel, für Baustellen und Betriebe sowie Exportgüter für das Ausland. Rund 645.000 Menschen bewegen im Logistik-Sektor in NRW Güter.

Smarte Lieferboten

Die kleinen weißen Roboter der estnischen Firma Starship fahren autonom – sie liefern in den USA schon Essensbestellungen aus, in Deutschland testet Hermes sie in der Paketzustellung.

Im Straßenverkehr geschieht das teilweise bereits elektrisch: Die Street Scooter der Deutschen Post waren die ersten E-Transporter, die im Stadtbild sichtbar wurden – auch in Bochum liefern Sie emissionsfreien Pakete aus. Erste Schwerlasttransporter mit Elektromotor von Volvo und Daimler fahren in Schweden und Deutschland bereits im Praxistest. Ab 2022 sollen die Serienmodelle von Volvo vom Band rollen. Eine Prognose der Beraterfirma Frost & Sullivan sieht im Jahr 2025 schon 2,25 Millionen elektrifizierte Lkw weltweit auf den Straßen. Denn der elektrische Antrieb ist nicht nur gegen mögliche Diesel-Fahrverbote gefeit, sondern eröffnet den Händlern auch neue Lieferfenster: In Dortmund und Köln hat REWE auch die Nachtlieferung erfolgreich getestet – lauteste Geräuschquelle bei den E-Transportern war nicht mehr der Motor, sondern die Tür zum Laderaum.

Elektro-LKW von Volvo (Foto: Volvo)
Ab 2021 bietet Volvo eine komplette Palette an elektrischen Lkw für den regionalen Transportverkehr an.

Das zentrale Zukunftsthema der Logistik ist aber die künstliche Intelligenz. Erste Pakete werden bereits testweise per Roboter an die Haustür geliefert: Hermes und Domino’s schicken die kleinen, autonom fahrenden Boten in Hamburg mit Päckchen und Pizzabestellungen auf die Straße. Und auch im Warenlager können intelligente Fahrzeuge dem Menschen die Arbeit erleichtern und Prozesse beschleunigen: Das fahrerlose Transportfahrzeug EMILI findet nicht nur selbst den Weg, sondern lässt sich ganz einfach über Gesten steuern. „EMILI ermöglicht eine intuitive Kommunikation zwischen Mensch und Maschine“, erklärt Julian Jakubiak, Pressesprecher des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik in Dortmund. „Ziel ist, dass sich der Mensch nicht an die Technik anpassen muss, sondern die Technik an den Menschen.“

Wissenschaftlerin des Fraunhofer Instituts testet Lager Roboter (Foto: M. Vollmannshauser)
Forscherin Jana Jost testet den Lagerroboter EMILI in der Praxissimulation. Der Roboter kommuniziert über „Gesichts­ausdrücke“ direkt mit dem Nutzer.

Viele solcher Pilotprojekte laufen in Nordrhein-Westfalen, Deutschlands führendem Logistikstandort. Das Bundesland liegt mitten auf den wichtigsten transeuropäischen Handelsrouten zwischen den Seehäfen Amsterdam und Rotterdam und Metropolen wie Paris im Westen und Moskau in Osten. Hier haben Branchengrößen wie Edeka, REWE, Dachser und IKEA ihren Sitz. Die Nähe zu Europas Wirtschaftszentren und das dichte Netz an Straßen, Schienen und Wasserwegen machen NRW zum Logistik-Hotspot.Im Herzen des Transportmeister-Bundeslands: das Mittlere Ruhrgebiet. Die Region um Bochum, Witten und Herne ist das Kernzentrum der sogenannten KEP-Dienstleister – der Kurier-, Express- und Paketdienste. Und die Branche boomt, wie die Zahlen zeigen: Auf 140.000 Quadratmetern hat etwa Stadtwerke-Kunde DHL 2019 ein Mega-Paketzentrum auf der Fläche des ehemaligen Opelwerks eröffnet, die als Gewerbegebiet Mark 51°7 neu entwickelt wird.

Das Wachstum der Branche zeigt sich aber nicht nur an neuen Logistik-Standorten, sondern vor allem hinter den Kulissen. „Die Logistikbranche ist stark technologiegetrieben“, sagt Jörn Kleinelümern von der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Die Unternehmen erleben einen regelrechten Innovationsschub, vor allem bei der Digitalisierung der Lagersysteme und beim autonomen Fahren.“ Nach Meinung des Mobilitäts-Experten hat der Lkw noch lange nicht ausgedient. Der Warentransport der Zukunft wird aber durch digitale Helfer und alternative Antriebe intelligenter und effizienter werden – und den innerstädtischen Verkehr entlasten. Im Hinblick auf die zunehmende Paketflut in der Last-Mile-Logistik ein wichtiger Schritt. Von seinem Verteilzentrum in Bochum aus legt Online-Riese Amazon nun selbst als Paketbote in der Königsdisziplin vor: der Same-Day-Lieferung für Bochum und weitere Ruhrgebietsstädte.

»Das Ruhrgebiet ist einer der verdichtetsten Räume Europas. Das macht den Standort für Logistiker hochgradig interessant.“ «

 Jörn Kleinelümern

IHK Mittleres Ruhrgebiet

Bochum sauber unterwegs

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Dass die Logistik der „letzten Meile“ im Ruhrgebiet so stark vertreten ist, ist kein Zufall. „Wir leben in einem der verdichtetsten Räume Europas“, sagt Kleinelümern. Rund zehn Millionen Kunden sind von hier aus innerhalb von nur einer Stunde erreichbar. Ein engmaschiges Autobahn- und Schienennetz verbindet das Ruhrgebiet mit der übrigen Bundesrepublik, Europa und der Welt. Ein dichtes Netzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft fördert zudem Innovationen in der Branche. Das sorgt dafür, dass Unterneh-men der Region im Wettbewerb stark bleiben: Mit dem Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum „Digital in NRW“ beispielsweise unterstützt das Fraunhofer IML Mittelständler dabei, die steigenden Anforderungen an die Logistikbranche auch in Zukunft zu meistern – ganz gleich, ob Waren per Roboter, Drohne oder Elektrofahrzeug zum Kunden gelangen.

 

Erschienen im Geschäftskundenmagazin ener.go

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