Sonnenenergie gibt es reichlich – Platz für Photovoltaik-Anlagen oft nicht. Solar-Carports der Stadtwerke Bochum und der ROOF+ erschließen jetzt die Flächen über Parkplätzen.
Gut 8.500 Quadratmeter Carportdach, vollgepackt mit Solarmodulen: Das schützt nicht nur Autos vor Sonneneinstrahlung und Regen, sondern soll künftig ordentlich Einspeise-Power bringen. „Wir befinden uns gerade in der Planungsphase des Projekts“, berichtet Dr. Sven Thomas, Produktentwickler und Projektingenieur bei den Stadtwerken Bochum. Für ein Unternehmen in Bochum arrangiert er die komplette Überdachung der Parkplätze mit einem neuartigen Solar-Carport, aufgeteilt auf mehrere einzelne Parkzeilen.
„Das Dach-System zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr weit gespannt ist: Konstruktionen zwischen 15 und 20 Metern ohne Zwischenstützen sind möglich. Dadurch braucht der Carport nur wenige Stützen samt Fundamenten und bietet viel Platz für parkende Fahrzeuge“, erläutert Thomas. Zudem lässt er sich schnell aufstellen. „Da der Carport in großen Teilen schon vorgefertigt ist, muss er auf dem Parkplatz nur noch zusammengebaut werden. So steht der Parkraum rasch wieder zur Verfügung.“
Seit Beginn dieses Jahres bieten die Stadtwerke die Solar-Carports in Kooperation mit der Bochumer ROOF+ GmbH an, die die Carports plant, fertigt und montiert. Sie ist ein Schwesterunternehmen der Bochumer Eisenhütte, die über 170 Jahre Erfahrung im sicherheitsrelevanten Stahlbau besitzt. „Mit ROOF+ möchten wir einen Beitrag zur Energiewende leisten und Unternehmen dabei unterstützen, ihre Flächenpotenziale optimal zu nutzen“, erklärt Dipl.-Ing. Philipp Oostenryck, geschäftsführender Gesellschafter der ROOF+.
Dr. Sven Thomas von den Stadtwerken Bochum (rechts) und Dipl.-Ing. Philipp Oostenryck, geschäftsführender Gesellschafter von ROOF+, vor einem Vorführmodell des Solar-Carports in Bochum.
Die Stadtwerke übernehmen bei der Zusammenarbeit mit ROOF+ die komplette Organisation und Projektierung der Solaranlage – vom Aufbau über die Planung bis zur Beauftragung des Solateurs. „So haben es unsere Kunden während des ganzen Projektes mit nur einem Ansprechpartner zu tun, der alle Fäden in der Hand hält“, erklärt Thomas. Der große Solar-Carport in Bochum ist das erste gemeinsame Vorhaben von Stadtwerken und ROOF+. Ein ähnliches Projekt hat ROOF+ kurz zuvor bereits in Süddeutschland umgesetzt.
Die Bochumer Anlage soll ähnlich gestaltet werden wie dieses Projekt von ROOF+ in Schwäbisch-Hall.
Durch sein modulares Konzept lässt sich der Solar-Carport flexibel auf Wünsche und Anforderungen der Kunden anpassen. Später kann er dann noch recht einfach erweitert werden. Zudem eignet sich der Carport auch für Firmen, die wenig Grundstücksfläche haben, aber viel PV-Leistung brauchen. „Er lässt sich ohne hohen Bau- und Kostenaufwand sogar zwei Meter höher installieren, um selbst größeren Fahrzeugen das Passieren zu ermöglichen. Deshalb kann man mit ihm zum Beispiel auch die Wege zwischen den Parkflächen für PV-Module nutzen“, führt Andreas Lammers von ROOF+ aus. Der Ingenieur hat das Carport-System maßgeblich mitentwickelt. Es sei aber nicht nur auf Parkplätze beschränkt, so der Fachmann: „Auch Lagerflächen im Freien lassen sich mit dem weitgespannten System problemlos überdachen und für Solarenergie nutzbar machen. Die Fläche darunter steht dabei weiterhin ohne Einschränkung zur Verfügung.“
Der Solar-Carport lässt viel Platz für Park- oder auch Lagerflächen.
Stadtwerke-Kunden können bei den Carports zwischen zeilenweisen Überdachungen oder einer komplett geschlossenen, flächigen Variante wählen. Auch bei der Eindeckung gibt es zwei Modelle: Die eine arbeitet mit Trapezblech für Regendichtigkeit und die Befestigung leistungsstärkerer Solarmodule – wie bei dem neuen Bochumer Projekt. Die andere ist ein reines PV-Moduldach. „Dieses Dach erzeugt etwas weniger Energie, ist aber optisch interessanter“, sagt Thomas.
Während es im erwähnten Projekt um Stromerzeugung für den Verbrauch im Unternehmen geht, lässt sich der Solar-Carport grundsätzlich auch mit Ladesystemen für E-Fahrzeuge kombinieren. Auf Wunsch bauen die Stadtwerke Bochum die entsprechende Ladeinfrastruktur gleich mit auf. Wie den Solar-Carport gibt es sie sowohl zum Kauf als auch im Pachtmodell. „Wer sich für die Contracting-Lösung entscheidet, hat nicht nur die Wartung inklusive“, erklärt Thomas, „sondern kann auch ohne Anschaffungskosten vom ersten Tag an die nachhaltige Energie der Sonne nutzen.“