Viel ist in den vergangenen Monaten darüber diskutiert worden, wie die Wärmewende schnell gelingen kann. Aber was verbirgt sich genau dahinter? Und welche Möglichkeiten haben Sie, dazu beizutragen?
Es ist höchste Zeit: Wir müssen handeln. Um den Klimawandel zu begrenzen, sollten die Emissionen klimaschädlicher Gase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) möglichst schnell sinken. Die Ziele der Bundesregierung sind entsprechend ambitioniert: Bis zum Jahr 2030 soll der Ausstoß der Treibhausgase um 65 Prozent zurückgehen – gegenüber dem Vergleichsjahr 1990. Bis 2045 soll Deutschland sogar vollständig klimaneutral sein. Das ist eine Mammutaufgabe, und das Thema Heizen ist dabei ein wichtiger Faktor. Denn darauf entfallen etwa 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs.
Eine Wärmepumpe ist auf ein Außengerät wie dieses angewiesen, das Sie aber geschickt platzieren können.
Durch den Krieg in der Ukraine hat dieses Thema noch einmal an Dringlichkeit gewonnen. Denn jeder zweite Haushalt nutzt Erdgas. Eine schnelle Wärmewende wäre die Lösung für beide Probleme: Sie würde die CO2-Emissionen verringern und die Abhängigkeit von Gas-Lieferungen beenden. Mit der Wärmewende ist der Umstieg auf eine klimaneutrale Energieversorgung zum Heizen gemeint. Dazu gehört auch die Warmwasserbereitung, wenn sie über die Heizung funktioniert. Gelingen soll die Wende vor allem über erneuerbare Energien. Allerdings spielen sie ausgerechnet beim Heizen bisher eine zu kleine Rolle – ihr Anteil liegt bei etwa 15 Prozent. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Bestandsgebäude meist erst umgerüstet werden, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen anstehen.
Die Handwerker der Sanitär-Heizungs-Klima-Branche spielen bei der Energiewende eine Schlüsselrolle.
Zugegeben, die Dynamik hat sich verändert. Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber sowohl Hersteller entsprechender Anlagen als auch Fachbetriebe berichten aktuell von vollen Auftragsbüchern. War es 2021 noch kein Problem, sich beispielsweise eine Wärmepumpe innerhalb von sechs Wochen installieren zu lassen, sind inzwischen Wartezeiten von bis zu einem Jahr keine Seltenheit mehr. Anders gesagt: Wenn Sie auf- oder umrüsten möchten, sollten Sie sich jetzt mit diesem Thema auseinandersetzen, um Ihr neues Heizsystem 2023 nutzen zu können.
Der erste Schritt zur Wärmewende durch eine umweltfreundliche Heizung sollte eine Energieberatung sein. Dafür kommen Fachleute zu Ihnen nach Hause, schauen sich das Gebäude und die Energieversorgung an und prüfen Zahlen, vor allem den aktuellen Verbrauch – bei den Stadtwerken Bochum ist diese Energieberatung kostenlos. Aber bitte denken Sie daran, dass Sie derzeit auch bei dieser Dienstleistung ein wenig Geduld haben müssen, bis es einen freien Termin gibt. Bei den Verbraucherzentralen in NRW können Sie ebenfalls kostenlos eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Die Expert*innen nehmen dafür jedoch nicht Ihr Haus in Augenschein, sondern machen den Check allein aufgrund von Unterlagen und Ihren Angaben.
Diese Angebote sind eine große Hilfe, wenn Sie einen Überblick gewinnen möchten oder sich für einzelne Energiedienstleistungen der Stadtwerke interessieren. Anders sieht es aus, falls Sie umfangreiche Sanierungen planen und dafür Zuschüsse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen möchten. Dann ist eine Energieberatung bei zertifizierten Fachleuten Pflicht. Dabei müssen Sie für ein Eigenheim, abhängig von der Größe, mit durchschnittlichen Preisen zwischen 500 und 1.500 Euro rechnen. Bis zu 80 Prozent der Kosten erhalten Sie durch eine Förderung gegebenenfalls zurück.
Eine Energieberatung ist oft Pflicht
Ziel einer Energieberatung ist es, einen sinnvollen Fahrplan in Richtung Klimaneutralität in den Händen zu halten, und der muss für jedes Gebäude individuell erarbeitet werden. Dabei stellt sich zum einen die Frage, welches Heizsystem Sinn machen könnte. Zum anderen muss sichergestellt werden, dass die Wärme nicht unnötig entweicht. Gerade bei älteren Gebäuden kann das in der Regel nur über eine sogenannte energetische Sanierung erreicht werden. Sie dient dazu, den Energieverbrauch des Hauses zu senken, etwa durch eine bessere Dämmung. Die Energieberater*innen beurteilen, welche Maßnahmen in Ihrem Gebäude durchgeführt werden müssten und welche Energieeinsparungen mit ihnen vermutlich verbunden wären. So können Sie entscheiden, welche Investitionen Sie priorisieren.
Auch die Stadtwerke Bochum setzen auf moderne Heiztechnologien, hier das Kraftwerk in Kornharpen.
Auch dafür gibt es Förderprogramme der Bundesregierung. Sie können Zuschüsse für einzelne Maßnahmen in unterschiedlicher Höhe vom BAFA erhalten (Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen, BEG EM): bis zu 60.000 Euro pro Jahr und pro Wohneinheit (maximal 10 Wohneinheiten = 600.000 Euro maximale Fördersumme beim Mehrfamilienhaus). Alternativ können Sie so umfangreich sanieren, dass Ihr Haus eine höhere Energieeffizienzklasse erreicht (Bundesförderung für effiziente Gebäude – Wohngebäude, BEG WG). Es gibt verschiedene Fördermodelle. Neben reinen Zuschüssen sind auch Kredite mit Tilgungszuschüssen möglich. Für Einzelmaßnahmen können Sie hingegen keine Kredite mehr beantragen. Zuständig ist die KfW.
Aber welches Heizsystem ist denn nun das beste, um die Wärmewende voranzubringen? Das lässt sich pauschal nicht beantworten, weil es von den individuellen Voraussetzungen abhängt. Am interessantesten für Eigenheimbesitzer sind Wärmenetze, Wärmepumpen, Biomasseheizungen sowie Solarthermie als Ergänzung. Gasbrennwertthermen werden aktuell oft in Kombination mit diesen Systemen eingebaut. Langfristig soll komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
Welches Heizsystem ist das Beste?
Wärmenetze: Dafür wird die Energie in zentralen Wärmeerzeugungsanlagen produziert und über Rohre an die einzelnen Abnehmer geliefert. Das ist sparsamer, weil zum Beispiel in Heizkraftwerken gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt und daher mehr Leistung aus dem Energieträger herausgeholt wird (Kraft-Wärme-Kopplung). Es kann sich auch um komplett regenerative Wärmeerzeugungsanlagen handeln (etwa Biomasse-Heizwerke, Solarthermieanlagen, Geothermieanlagen und andere). Auf dem Gelände Mark 51°7 wird noch eine weitere Energiequelle angezapft: Grubenwasser. Über Wärmepumpen wird damit Energie ins Wärmenetz gespeist. Je nach regionaler Ausdehnung spricht man von Nah- und Fernwärmenetzen. In einigen Bochumer Stadtteilen ist ein Anschluss an ein Fernwärmenetz möglich, der Ausbau wird weiter fortgesetzt.
Wärmepumpen: Im Prinzip funktionieren sie wie ein umgekehrter Kühlschrank und entziehen der Umgebung Energie, mit der ein flüssiges Kältemittel verdampft wird. Anschließend wird dieses Gas verdichtet. Durch diese Kompression erhöht sich die Temperatur – und reicht zum Heizen aus. Es gibt verschiedene Systeme, die Wärmeenergie aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser entnehmen. Bei Minusgraden kann bei Bedarf über elektrische Heizstäbe zugeheizt werden. Eine Wärmepumpe benötigt Strom für den Betrieb. Nur wenn es sich dabei um Ökostrom handelt, etwa Photovoltaik, ist dieses Heizsystem vollständig klimaneutral. Allerdings erzeugt es verhältnismäßig geringe Vorlauftemperaturen für die Heizung. Deswegen macht es vor allem dann Sinn, wenn das Haus gut gedämmt ist. Ideal ist eine Flächenheizung. Gegebenenfalls sind Hybridheizungen eine Lösung, bei denen Wärmepumpen mit Gasbrennwertgeräten kombiniert werden. Beachten Sie dabei: Gashybridheizungen (ein Gerät) werden nicht mehr gefördert, eine Wärmepumpe in Kombination mit einem gasbetriebenen Spitzenlastkessel schon, jedoch nur die Umfeldarbeiten, die in Verbindung mit der Wärmepumpe stehen (maximale Förderhöhe 30 Prozent). Oder Sie entscheiden sich für das Rundum-sorglos-Paket der Stadtwerke: Gegen eine monatliche Gebühr kümmern sich die Stadtwerke um Installation, Betrieb und Wartung und um den kompletten Förderantrag beim BAFA (nur bei Pacht) .
Biomasseheizung: Theoretisch ist das Heizen mit Holz klimaneutral, weil nur das CO2 freigesetzt wird, was die Bäume zuvor gespeichert haben. Besser wäre es aber, wenn die Klimagase im Holz blieben. Deswegen sind Pelletkessel empfehlenswerter als ein Kaminofen, der für Holzscheite ausgelegt ist. Denn bei Pellets handelt es sich um Abfallprodukte aus der Industrie. Das Siegel Blauer Engel für Kaminöfen weist besonders schadstoffarme Geräte aus.
Solarthermie: Für Solarthermie werden Module auf dem Dach installiert. Dabei handelt es sich um Kollektoren, die Wärmeenergie produzieren und damit Wasser aufheizen, das auch zum Heizen verwendet werden kann. Solarthermie kann lediglich eine Ergänzung sein, um zur Versorgung beizutragen.
Erschienen im Kundenmagazin Meine Stadtwerke