Wärmepumpen sind ein zentraler Baustein der Wärmewende. Doch eignen sie sich auch für ältere Mehrfamilienhäuser, die nicht zuvor energetisch saniert wurden? In vielen Fällen ist das möglich.
Wärmepumpen sind wahre Effizienz-Champions: Sie holen aus jeder Kilowattstunde Strom, die man hineinsteckt, das Drei- bis Fünffache an Heizenergie heraus. Gerade in Zeiten hoher Energiepreise ist das ein großer Vorteil. Geht es aber darum, die Technologie auch in unsanierten Mehrfamilienhäusern einzusetzen, winken Fachleute meist ab. Ihr Rat: Zunächst das Gebäude dämmen und eine Fußbodenheizung verlegen. Diese Maßnahmen sind hilfreich – aber auch aufwändig und teuer. Doch sind sie tatsächlich immer nötig, damit sich Wärmepumpen energieeffizient einsetzen lassen?
„Nein“, sagt Dr. Marek Miara, der sich am Freiburger Fraunhofer Institut ISE schon seit vielen Jahren mit dem Thema Wärmepumpen beschäftigt. Im Rahmen einer internationalen Forschungsarbeit über Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern hat sein Team in sieben Ländern Europas 35 solcher Häuser untersucht. Darunter seien Beispiele aus Frankreich und der Schweiz, die zeigen, „dass die Pumpen selbst in nahezu unsanierten Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich arbeiten können – als alleinige Heizquelle oder als Hybridheizung, also zum Beispiel in Kombination mit einer Gasbrennwerttherme.“ Lediglich die Dächer der untersuchten Objekte wurden vorab gedämmt. Ein weiteres Haus ist komplett unsaniert, hier sorgt die Wärmepumpe allerdings nur für warmes Wasser.
Um Wärmepumpen in älteren Gebäuden zu betreiben, ist eine Fußbodenheizung nicht in jedem Fall nötig. Wie der Fraunhofer-Forscher in einer weiteren Studie zur Effizienz von Wärmepumpen in Bestandsbauten herausfand, reichen Heizkörper oft aus. Sie sind in älteren Häusern häufig zu groß für die bisherige Heizungsanlage angelegt – ideal für die Wärmepumpe: Um energiesparend mit niedrigen Temperaturen zu arbeiten, braucht sie große Heiz-Oberflächen, die die Wärme verbreiten. „Tauscht man dann noch einzelne Heizkörper, die höchste Vorlauftemperaturen benötigen, gegen Niedrigtemperaturmodelle aus, erhöht man die Effizienz“, erklärt Miara. Er weiß: Um Wärmepumpen in kaum sanierten Mehrfamilienhäusern sinnvoll zu betreiben, braucht es im Vorfeld viel Überlegung. Würden die Anlagen jedoch gut geplant, entsprächen sie aber den Effizienzstandards, die Deutschland für einen Förderzuschuss voraussetzt. Generell aber gelte: Wenn aufgrund steigender CO2-Preise Gas teurer werden sollte als Strom, sind selbst Wärmepumpenanlagen mit niedrigeren Effizienzwerten wirtschaftlicher als Gasheizungen.
Grundsätzlich rät Miara Immobilieneigentümern allerdings, die Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem zu dämmen. „Das erhöht die Effizienz der Wärmpumpe nochmals und hilft beim Erreichen der Klimaziele.“ Aber ist dann nicht eine Anlage mit zu großer Leistung eingebaut? „Nein, denn Wärmepumpen stellen Wärme sowohl im milden Herbst als auch im frostigen Winter bereit“, so der Experte, „sie müssen also während der ganzen Heizperiode flexibel reagieren können.“ Eine Anlage mit zu starker Leistung sei daher außer in wenigen Extremfällen kein Problem. „Moderne Pumpen sind mit Inverter-Technologie ausgestattet, die die Wärmeleistung an die jeweilige Außentemperatur anpasst.“ Nach einer thermischen Sanierung arbeiten sie an eisigen Tagen dann einfach nicht mehr mit voller Leistung.
»Um die Wärmewende zu erreichen, brauchen wir beides: Sanierung der Häuser und Einbau von Wärmepumpen.«
Fraunhofer Institut ISE
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