Sauberes Trinkwasser ist lebenswichtig und an manchen Orten der Welt wahrer Luxus. Für Bochum sorgen Menschen wie Stefan Hassel von den Wasserwerken Witten dafür, dass es Tag für Tag aus dem Hahn fließt. Regelmäßig testen sie die Trinkwasserqualität des Bochumer Leitungswassers. Diesen Job machen sie so gut, dass unser „Kraneberger“ selbst teurem Flaschenwasser die Show stiehlt – bei Qualität und Preis.
Gemächlich schlängelt sie sich aus dem Sauerland quer durch Witten, den Bochumer Süden und über Essen Richtung Rhein: Die Ruhr ist Markenzeichen unserer Region – und eine wichtige Quelle für unser Trinkwasser. Denn das wird in ganz NRW zum Großteil aus Oberflächenwasser gewonnen – also aus Talsperren und Flüssen wie der Ruhr.
Bei den Wasserwerken Westfalen sorgt Stefan Hassel dafür, dass das Bochumer Leitungswasser immer von höchster Qualität ist.
Oberirdisches Wasser ist leichter zugänglich als Grundwasser, muss aber mit höherem Aufwand aufbereitet werden. Entlang der Ruhr sind gleich mehrere Wasserwerke für die Versorgung des Bochumer Stadtgebiets zuständig. Die Stadtwerke Bochum beziehen das Trinkwasser für die Stadt vor allem aus den Werken in Witten und in Essen-Horst. Aus dem früheren Wasserwerk in Bochum-Stiepel hingegen kommt seit 2015 kein Trinkwasser mehr, sondern nur noch Ökostrom.
In Witten-Heven kümmert sich Stefan Hassel für die Wasserwerke Westfalen darum, dass beim Bochumer Leitungswasser alles der strengen Trinkwasserverordnung entspricht. Das Ruhrwasser, auf dem Schiffe, Paddelboote und Enten schwimmen, durchläuft acht Aufbereitungsschritte, ehe es trinkbar aus dem Hahn fließt: Erst wird es durch Sand und natürliche Sedimentschichten gefiltert, dann folgen weitere physikalische und biologische Aufbereitungsstufen. Besonders rein wird es durch eine Aktivkohlefilterung und die Behandlung mit Ozon. Die zerstört Spurenstoffe und tötet Krankheitserreger ab – ganz ohne den Zusatz von Chemie. Im letzten Schritt wird das ohnehin schon saubere Wasser noch einmal mit UV-Licht desinfiziert: „Wir gehen mit diesem doppelten Verfahren auf Nummer sicher – denn wir haben nicht nur sehr strenge Qualitätsauflagen, sondern auch eine Verantwortung allen Menschen gegenüber, die hier leben und arbeiten", erklärt Hassel.
Die Aktivkohle für das Wasserwerk in Witten wird aus Kokosnussschalen gewonnen. Sie ist nachhaltig in der Herstellung und lässt sich für den mehrfachen Einsatz reinigen.
Dass jemand Trinkwasser in Flaschen kauft, ist für Stefan Hassel unverständlich. „Wasser ist bei uns das am strengsten kontrollierte Lebensmittel und auch geschmacklich top.“ Täglich überprüft ein Labor die Qualität an allen Stationen der Aufbereitung. Mineralwasser und Tafelwasser aus dem Handel dagegen erfüllt sein Qualitätsversprechen nicht immer: In einer Öko-Test-Studie fiel jedes vierte Wasser mit bedenklichen Inhaltsstoffen wie Pestiziden oder Uran auf. Betrachtet man dann noch den Energieeinsatz, der für Produktion, Abfüllung und Transport anfällt, ist Leitungswasser unschlagbar: Es ist günstig und gesund. „Und Sie sparen sich das Kistenschleppen“, so Hassel.
Während frisches Wasser aus dem Hahn in Deutschland selbstverständlich ist, sieht die Lage weltweit ganz anders aus: Laut UN-Weltwasserbericht haben 2,1 Milliarden Menschen keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser, bis zum Jahr 2050 könnten es sogar 5,6 Milliarden sein. Das liegt nicht nur an extremer Trockenheit in vielen Regionen, sondern auch an industrieller Verschmutzung und dem hohen Verbrauch für Lebensmittel und Konsumgüter. Allein 15.000 Liter Wasser fließen in die Produktion eines Kilos Rindfleisch, 11.000 Liter in die Herstellung einer Jeans. In Teilen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens verschärft sich die Wasserknappheit zudem armutsbedingt, denn häufig fehlt die nötige Infrastruktur für eine hygienische Versorgung. Und selbst in Deutschland, einem der wasserreichsten Länder der Erde, sanken die Pegel der Talsperren 2018 auf einen alarmierend niedrigen Stand.
am heißesten Tag im Juni 2019 stieg der Wasserverbrauch um 40 Prozent
„Unsere Wasservorräte füllen sich über den Winter aber bislang gut wieder auf“, beruhigt Stefan Hassel. Zudem brauchen die Menschen im Ruhrgebiet weniger Wasser als noch vor 20 Jahren: Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch ist von 148 Litern im Jahr 1995 auf heute 124 Liter gesunken. Seit dem vergangenen Jahr sorgen Hitzewellen jedoch immer wieder für Verbrauchsspitzen: An einem besonders heißen Tag im Juni 2019 stieg der Wasserverbrauch in Bochum um 40 Prozent. „Wir sind auf alles vorbereitet", erklärt Stefan Hassel. „Unsere Anlagen sind so ausgerichtet, dass wir einen kurzfristig erhöhten Wasserbedarf problemlos auffangen können.“ So stellen er und seine Kollegen sicher, dass auch bei extremer Hitze in Bochum immer genug Wasser höchster Qualität fließt.
Erschienen im Geschäftskundenmagazin ener.go
Zwei Drittel unseres Planeten sind von Wasser bedeckt. Doch der größte Teil davon ist salziges Meerwasser und damit nicht trinkbar. In diesen Quellen schlummern unsere Wasservorräte:
Quellen: bpb, BUND, UNICEF, Vereinigung deutscher Gewässerschutz e. V.