Ob Obst und Gemüse oder Energie – wer zumindest einen Teil selbst produziert, spart Ressourcen. Das Beste daran: Es macht eine Menge Spaß!

Hochbeete, Tomaten-Setzlinge, Kräutertöpfchen, Bücher mit Tipps zur natürlichen Schädlingsbekämpfung – wer heute in den Baumarkt oder ins Gartencenter geht, könnte denken, das ganze Ruhrgebiet sei unter die Gemüsebauern gegangen. Tatsächlich ist Selbstversorgung ein echter Trend, und er bezieht sich nicht nur auf Lebensmittel. Auch einen Teil ihrer Energie produzieren immer mehr Menschen selbst.

Nur Bio-Lebensmittel

„Viele Menschen versuchen, nachhaltiger zu leben“, sagt Birgit Brüggemann-Niemann. Sie muss es wissen. Denn sie arbeitet für „meine ernte“ – das Unternehmen bietet an mittlerweile 30 Standorten Gartenflächen zur Miete an, unter anderem in Bochum, Herne, Dortmund und Essen. „Selbst angebautes Obst und Gemüse muss natürlich nicht gelagert und transportiert werden“, erklärt sie. Ein weiteres wichtiges Argument komme hinzu: Die Ernte sei definitiv bio, da jeder wisse, was in die Erde und auf die Pflanzen komme.

bunter Gemüsekorb (Tammo Ganders - augenkundig photography)

„meine ernte“ bietet Mietflächen für den Anbau von Obst und Gemüse für den Eigenbedarf an.

Das sind aber nicht die einzigen Gründe dafür, dass Selbstversorgung gerade in Stadtgebieten immer beliebter wird: Forschende haben in einer großen Überblicksstudie Daten zum Thema Psyche und Gartenarbeit gesammelt. Es ist zwar nicht überraschend, dass es entspannt, Äpfel zu ernten oder Blumen in die Erde zu setzen, aber die Größe des Effekts ist erstaunlich: Der Spiegel des Stresshormons Cortisol fällt deutlich ab, Blutdruck und Herzfrequenz sinken, und Menschen, die regelmäßig im Garten arbeiten, haben im Durchschnitt weniger Probleme mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen.

Die Seele versorgen

„Die Arbeit im Freien ist definitiv gut für die Seele“, bestätigt Ekard Opretzka. Er leitet das Projekt „Tafelgarten“ der Bochumer Arbeitsförderungsgesellschaft (GAFÖG), das von den Stadtwerken Bochum unterstützt wird. Langzeitarbeitslose beackern eine 3.000 Quadratmeter große Fläche des ehemaligen Zechengeländes an der Engelsburger Straße. Ziel ist es, die Teilnehmenden fit zu machen für den ersten Arbeitsmarkt, indem sie sich unter anderem wieder an feste Strukturen gewöhnen. „Viele, die zu uns kommen, haben psychische Probleme und kämpfen zum Beispiel mit Depressionen“, sagt Opretzka. „Die körperliche Arbeit tut ihnen in der Regel sehr gut.“ Auch die Ernte habe positiven Einfluss, es sei ein besonderes Gefühl, das selbst angebaute Obst und Gemüse in den Händen zu halten. Die GAFÖG liefert es dann übrigens an die Bochumer Tafel. Hin und wieder fahren Teilnehmende des Projekts mit und verteilen ihre Ernte selbst – mit viel Stolz.

Mann mit Schubkarre mit Kartoffeln (www.saschakreklau.de)

Die Stadtwerke Bochum unterstützen den Tafelgarten. Langzeitarbeitslose bauen hier Lebensmittel für die Bochumer Tafel an.

Aktuell stammen nur 20 % unseres Obstes und 38 % des Gemüses aus Deutschland.

Top fürs Klima

Selbstversorgung ist aber nicht nur gut für Körper und Seele, sondern auch fürs Klima. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat in einer Studie ermittelt, dass sich weltweit mindestens vier Prozent des CO2-Ausstoßes einsparen ließen, wenn Lebensmittel nicht mehr so weit transportiert werden müssten, sondern regional verwertet würden. Der Effekt der Selbstversorgung ist natürlich deutlich größer, auch wenn detaillierte Zahlen nicht bekannt sind.

 

Fachleute schätzen das Potenzial als so hoch ein, dass es bereits erste Projekte gibt, um das Thema gezielt zu fördern: Beispielsweise die kanadische Millionenstadt Toronto hat einen eigenen Masterplan für die lokale Lebensmittelerzeugung entwickelt. Dazu gehören Bildungsprogramme in Schulen und die Bereitstellung öffentlicher Flächen für den Anbau von Obst und Gemüse.

Ressourcen wiederverwerten

Noch klimafreundlicher wird die Selbstversorgung durch geschlossene Kreisläufe: Pflanzenreste oder Grünschnitt sollten Sie kompostieren, um Dünger zu gewinnen – die Nährstoffe bleiben dem Garten oder der Ackerfläche erhalten. Das Gleiche gilt für Wasser. Regenwassertonnen sind ohnehin ein Muss. Die bessere Variante sind Auffangsysteme, die das Regenwasser in einen unterirdischen Tank weiterleiten – bei einem Neubau oder einer Neugestaltung des Gartens können Sie das Einsetzen des Tanks direkt berücksichtigen.

 

Jetzt fehlt nur noch eine Photovoltaik-Anlage, um die Sonnenenergie aufzufangen und unter anderem für strombetriebene Gartengeräte zu nutzen. Module können Sie einerseits auf dem Dach des Wohnhauses, andererseits auf Schuppen oder Gewächshäusern installieren lassen. Kleine Anlagen wie Balkonkraftwerke werden alternativ mit einem Ständer für den Garten angeboten. Dabei ist die Aufstellhöhe variabel. Sie können die Module daher so platzieren, dass sie empfindliche Pflanzen beschatten.

PV Balkonanlage (Yven Dienst/adobe.stock.com)

Solarmodule können auch an Balkonen oder auf den Dächern von Garten- und Gewächshäusern angebracht werden.

Selbstversorgung kostet allerdings Zeit. Bei „meine ernte“ sollten die Mieter*innen etwa vier Stunden pro Woche einplanen, obwohl Landwirte die Flächen bereits vorbereiten und 22 Gemüsesorten anlegen. Die Saison der Hobby-Gärtner*innen reicht von April bis Oktober. Bei „meine ernte“ geht es unterm Strich aber nicht nur um Lebensmittel. „Es entstehen tolle Gemeinschaften, weil man sich gegenseitig hilft“, schwärmt Brüggemann-Niemann. In Witten führt die Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung Annener Berg e. V. dieses Prinzip noch einen Schritt weiter. Sie hat „Gärten für die Gemeinschaft“ angelegt, wo Besucher*innen im Bereich „Naturnaher Acker“ mitarbeiten können. Und wer dafür keine Zeit hat? Der kauft bei der Entwicklungsgesellschaft einfach eine Kiste „WirGemüse“ – mit einem Bio-Inhalt, der fast vor der Haustür geerntet wurde.

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