Alt und ausgefördert: Immer mehr Photovoltaikanlagen landen im Recycling. Dennoch werden viele ihrer teils wertvollen Materialien nicht wiederverwertet. Wie sich Ressourcen durch verbessertes Recycling oder den Weiterbetrieb der Anlage effizienter nutzen lassen.
Anfang des neuen Jahrtausends begann in Deutschland der Solarboom. Nun kommen zahlreiche PV-Anlagen in die Jahre. Zudem läuft ihre Einspeisevergütung aus. Für 2030 sagen Prognosen daher eine Entsorgungswelle von bis zu einer Million Tonnen ausgemusterter PV-Module voraus. Da zugleich eine steigende Zahl neuer Anlagen in Betrieb geht, wird der Entsorgungsumfang auch in Zukunft hoch sein. Die Menge an Elektroschrott wächst dadurch stark – eine möglichst hohe Recyclingrate des Modulmaterials ist deshalb erstrebenswert. Auch zur Schonung von Ressourcen soll mehr davon zurück in den Produktionskreislauf. Silber zum Beispiel wird knapp: Dazu tragen unter anderem der weltweite Ausbau der Solarenergie und der Elektromobilität bei. Und Silizium lässt sich nur sehr energieintensiv gewinnen.
Forscher suchen daher seit einiger Zeit verstärkt nach Wegen, um mehr Rohstoffe aus ausgedienten PV-Anlagen wiederzuverwerten. So gibt es mittlerweile erste Recyclingunternehmen, die Silber und Silizium in den Rohstoffkreislauf zurückbringen. Und eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme arbeitet daran, dass PV-Module künftig sogar ganz ohne Silber auskommen.
Werden Altanlagen demontiert, lassen sich daraus wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen.
Doch alte Anlagen müssen nicht zwangsläufig ausgemustert werden. Die meisten haben eine Lebensdauer von bis zu dreißig Jahren. „Funktionieren sie noch gut, ist es sinnvoll, sie weiterzubetreiben“, sagt Marlon Köhnicke vom Vertrieb Energiedienstleistungen der Stadtwerke Bochum. Denn Altanlagen mit einer Leistung unter 100 kWp dürfen zunächst bis 2027 weiterhin ihren Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Dafür gibt es allerdings keine feste Vergütung mehr, sondern den Börsenstrompreis. Der „Jahresmarktwert Solar“ errechnet sich aus dem durchschnittlichen Jahrespreis, den der Solarstrom an der Strombörse erzielen kann. „So bleibt die Anlage erst einmal normal in Betrieb und es entstehen keine Umrüstungskosten“, erklärt Köhnicke.
Alternativ lässt sich der Sonnenstrom über die „Sonstige Direktvermarktung“ ins Netz bringen. Hier verkauft ein Direktvermarkter, etwa die Stadtwerke Bochum, den Strom an der Strombörse zum EPEX-Spotpreis. Für dieses Modell kommen vor allem Einspeiser in Frage, die höhere Strommengen liefern. Grund: Direktvermarkter können die Einspeisemenge leichter kalkulieren. „Schon bei einer gut gewarteten Anlage mit einer Leistung von 20 bis 30 kWp ist die Direktvermarktung eine Option“, weiß Lukas Nacke, Vertriebsingenieur bei den Stadtwerken Bochum. Fallen keine hohen Kosten für Reparaturen an, kann die Altanlage einfach weiterlaufen. „Selbst dann, wenn sie etwas an Leistungsfähigkeit verloren hat.“
Attraktiv kann es auch sein, den PV-Strom größtenteils selbst zu verbrauchen. Denn das senkt die Stromkosten deutlich. Kommt ein Batteriespeicher dazu, lassen sich sogar bis zu 70 Prozent des eigenen Energiebedarfs abdecken. „Er lohnt sich für alle, die sowohl morgens als auch abends Strom benötigen. Die PV-Anlage sollte außerdem in einem guten Zustand sein und mindestens zehn weitere Jahre problemlos laufen“, erklärt Nacke. Um sie fit für den Eigenverbrauch zu machen, muss sie allerdings technisch umgerüstet werden.
Marlon Köhnicke und Lukas Nacke beraten Stadtwerke-Kunden, die ältere PV-Anlagen wirtschaftlich weiterbetreiben wollen.
Doch was tun, wenn eine Altanlage nicht mehr genug Leistung bringt? Hier hilft es oftmals schon, einzelne Komponenten wie die Module auszutauschen. Dieses „Repowering“ kann den Ertrag steigern. Zugleich lässt sich dabei die Anlage erweitern, falls Bedarf besteht. In manchen Fällen bleibe ihre Leistung jedoch selbst nach einer Modernisierung zu niedrig, so Lukas Nacke. Dann kann eine neue, effiziente Anlage die bessere Lösung sein – vor allem bei hohem Eigenverbrauch. Die Fachleute der Stadtwerke beraten Sie gern, welche Lösung für Sie am besten ist.
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marlon.koehnicke@stadtwerke-bochum.de
Lukas Nacke
Tel.: 0234 960-3061